Im Jahr 2023 gehören Lockdowns und Social-Distancing-Maßnahmen zwar der Vergangenheit an, dennoch sind Berührungen nach wie vor ein Thema u.a. auch durch die „Er- und Bekenntnisse“ der #MeToo-Bewegung sowie dem immer stärkeren Wanken und Einreißen der traditionellen Rollenbilder bzw. der binären Weltordnung, was auch im aktuellen Kuss-Skandal bei der Frauen-Fussball-WM sichtbar wurde.
Aber auch die Tatsache, dass wir unsere sozialen Kontakte vielfach online pflegen, führt zu „Skin Hunger“, einer zunehmenden Berührungsverarmung. „Wir alle, die in den Industriestaaten durch unser Leben hetzen, sind Teil einer Gesellschaft, die an chronischem Berührungsmangel leidet“, behauptet der Wiener Mediziner Cem Ekmekcioglu.
Durch Berührung gehen wir in Dialog. – Viele Menschen stecken im Dilemma, dass sie sich nach körperlicher Nähe sehnen, aber große Angst vor ihr haben. Über die eigenen körperlichen Bedürfnisse und die dazugehörigen Empfindungen, Werten, Prägungen, Denkmustern und Glaubenssätzen zu sprechen fällt schwer, weil Scham und Schuldgefühle für die meisten von uns unangenehme Gefühle sind und wir nicht gelernt haben, mit ihnen umzugehen.
Ohne angenehmen Körperkontakt und regelmäßige Streicheleinheiten „verhungern“ wir emotional. Unsere Haut steht in ständigem Kontakt mit dem Gehirn. Berührungen helfen uns, uns selbst und die Welt zu spüren. Wer berührt wird, fühlt sich wahrgenommen, wertgeschätzt, gesehen und gewollt! Wird unser Gehirn zu wenig mit wohltuendem Input versorgt, entwickelt es Störungen, die uns anfällig für typische Industriestaaten-Krankheiten machen, wie einem erhöhten Stresspegel, aggressiv-genervtem Verhalten und einer verstärkten Neigung zum Burnout, weiters kann es zu Körperbildstörungen, Bindungsängsten, sexuellen Dysfunktionen, Einsamkeit und Erkrankungen wie Depressionen kommen.
Zufriedenheit ist auch eine Überwindungsprämie! – Es ist stets die eigene, freie Entscheidung, wie wir etwas erleben, wie wir mit Situationen umgehen und wie wir uns verhalten. Wir können uns im Frust und im Scheitern erleben, oder aber im Entwicklungsimpuls und in der Herausforderung sehen, wo wir Verantwortung für die Konsequenzen unserer Handlungen übernehmen und uns z.B. selbst dabei beobachten, inwieweit wir auf Andere zugehen oder wie wir Nähe immer wieder vermeiden.
Spüre und formuliere ich meine Bedürfnisse? – Über aktive Körperkontakt-Übungen mit unterschiedlichen bewussten Berührungsqualitäten, in empfangender und gebender Rolle, schulen wir einander im Umgang mit absichtslosen (nichtsexuellen) Berührungen. Dadurch generieren wir ein differenzierteres Erfahrungswissen zu Körper- und Selbstwahrnehmung, intensivieren die Sensibilität für die eigenen Körperempfindungen und entdecken uns selbst in unseren Bedürfnissen und Wünschen.
Muss ich oder will ich? – Wir lernen um einvernehmliche Berührung bitten, diese entspannt auszudrücken und auch empfangen zu können. Gleichzeitig erkennen wir immer deutlicher, wenn eine Grenze erreicht ist und können diese kommunizieren. Sich über somatisches Lernen
Berührbar-Machen ist eine Möglichkeit, Verantwortung für das eigene Wohlergehen zu übernehmen, Achtsamkeit und Selbstfürsorge zu üben und ein authentische(re)s Selbstbild zu erlangen. – Berührungs-Trainings machen uns beziehungsfähig(er).
Menschen brauchen Sicherheit und Übung für das Abenteuer Nähe. – Im Leben kann manchmal sehr viel von einer Handlung oder Entscheidung abhängen und etwas Neues auszuprobieren, kann risikobelastet sein. Der Workshop bietet ein Experimentierfeld, um „gefahrlos“ Ängste vor Begegnung, Konfrontation und Ablehnung abzubauen. In diesen Erfahrungs(spiel)räumen können wir einem Ja!- oder einem Nein!-Impuls selbstbestimmt und mutig folgen sowie Grenzen setzen und dabei trotzdem kommunikativ und in Verbindung bleiben. Oder uns aus einer Begegnung wertschätzend verabschieden, wenn wir „genug“ von ihr haben, weil keine realen oder angenommen Erwartungen erfüllt werden „müssten“, ...!
Lass dich nicht gehen, geh selbst.
MAGDA BETRUP
Die Lerninhalte dieses erlebnisorientierten Workshops richten sich an Menschen, die mit Menschen arbeiten, aber auch an Einzelpersonen und Paare, um für sich selbst Erfahrungswissen zu generieren, aber auch als Kompetenzerwerb fürs Gegenüber (bis max. 12 Personen*).
Im Workshop bleiben wir bekleidet. Bitte nimm Dir entspannte, gemütliche Kleidung mit, in der Du Dich wohl bzw. schön fühlst, Dich gerne bewegst und in Körperkontakt gehst.
Körperkonzept – Körperschema – Körperimage
Grundbedürfnis nach Verbindung und Berührung – Greifen und Begreifen
Auswege aus dem Körper – Auswirkungen von Berührungsmangel
Berührungsarten, Berührungsqualitäten und Berührungserleben
Ja!, Nein!, Vielleicht! oder im „Consent“ – Einvernehmen und Berührung
Preis p. Teilnehmer:in | € 225,00 |
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Max. Teilnehmerzahl | 10 |
Freie Plätze | 6 |
Datum, Uhrzeit | Ort |
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Fr, 10.11.2023, 14:00 - 19:00 Uhr | freiraum |
Sa, 11.11.2023, 10:00 - 18:00 Uhr | freiraum |